Die württembergischen Obervögte in Tuttlingen (1459-1755)


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Festung Honberg

Stadtschloss

Graf Heinrich von Schlick

Grenzfestung

Tuttlingen im 30jährigen Krieg

Kirchliche Verhältnisse vor dem Stadtbrand

Spanischer Erbfolgekrieg

Über eine Anzahl von an den Grenzen des Landes gelegenen Ämtern wurden in Württemberg seit dem Ende des 15. Jh. adelige Obervögte eingesetzt. Sie waren die obersten Beamten des Landes und direkt dem Herzog von Württemberg unterstellt. Der Obervogt war oberster Gerichts-, Verwaltungs- und Militärbeamter von Stadt und Amt, als herzoglicher Beamter hatte er die Rechte des Landesherrn wahrzunehmen, im Kriegsfall die Mannschaft von Stadt und Land aufzubieten und sie im Felde zu kommandieren. Tuttlingen als württembergische Exklave war durchgehend mit einem Obervogt versehen. Die Obervögte hatten weder einen festen Amtssitz noch ständige Amtsbezirke. Während die Obervögte vor allem militärische Aufgaben wahrnahmen, wurde das normale Verwaltungsgeschäft vom Untervogt, Keller oder Amtmann erledigt. Nach der Aufhebung der Obervogteien und ihrer Umwandlung in Oberämter vor 250 Jahren hießen die Untervögte Oberamtmänner und waren die direkten Vorläufer der Landräte, die es seit 1938 gibt.


Die Einsetzung eines Obervogtes in einem Amt sprach für das große militär-strategische Interesse des Landesherrn an dieser Region. In den ältesten württembergischen Dienerbüchern 1488/1501 werden adlige Obervögte nur in Tuttlingen, Wildbad mit Nagold und am Schwarzwald genannt (Hofacker 1989). Wer waren diese Männer, die dem Tuttlinger Amt vorstanden? Nur wenige heben sich durch ihr Leben vom Dunkel der Geschichte ab, trotzdem soll, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, in der folgenden Arbeit versucht werden, einige biographische Skizzen der Tuttlinger Obervögte aufzuzeichnen.

Obervogteien und Festungen in Württemberg Ende des 15. Jahrhunderts (nach Maurer): 

Allein Tuttlingen und Nagold zeichnen sich durch das gleichzeitige Vorhandensein einer Obervogtei und einer Festung aus.



1459 Dietrich Hauck

Der erste namentlich bekannte Obervogt für das Amt Tuttlingen ist der am 17. April und 24. Juli 1459 in Bezug auf Lehens- und Bannstreitigkeiten genannte Burgvogt (Kommandant) auf Karpfen, Dietrich Hauck. Vermutlich wurde Tuttlingen schon früher von Karpfen aus verwaltet, es gibt jedoch keine sicheren Fakten darüber.


1460 Hans Heinrich von Ofteringen

Ritter Hans Heinrich von Ofteringen, der mit Verena Truckses von Höfingen, genannt 17. Nov. 1453, verheiratet war, wurde als Nachfolger Haucks Burgvogt auf Karpfen. Der Stammsitz seiner Familie war die Burg Ofteringen im Wutachtal. Die Günterstaler Handschrift erwähnt Hans Heinrich von Ofteringen im Zusammenhang mit einem Transfer von Geld unklarer Herkunft: "Anno 1467 vff Montag nach mittervasten (9.3.) zoge vß dem land Herr Hans Heinrich von Offtringen, so vff Karpffen gesessen, gen Chur in daz Schweytzerland vnnd vermayndtend die leut, er habe groß gelt vnnd gutt daselbshin gefüert."


1465-1492/93? Wilhelm von Neuneck

Der nächste bekannte Burgvogt auf Karpfen und Obervogt für das Amt Tuttlingen ist Wilhelm von Neuneck. Die Herren von Neuneck, benannt nach ihrer Burg im Glatt-Tal unweit Dornstetten waren ein hochangesehenes Adelsgeschlecht. Wilhelm wird 1485 als Vasall bezeichnet, 1492 ist er Hauptmann des Teils am Neckar der Gesellschaft St.-Georgens Schild in Schwaben, einer Vereinigung des Niederadels des Bodenseeraumes und Oberschwabens zur Abwehr der sich ausbreitenden adelsfeindlichen Appenzeller Bauernbewegung. Er ist somit der erste Obervogt, für den sich eine militärische Laufbahn auch außerhalb des Amtes Tuttlingen nachweisen läßt. In seine Zeit fällt 1489 die bedeutende Erneuerung das Stadtrechtes von Tuttlingen, das heute noch als älteste erhaltene Urkunde der Stadt im Heimatmuseum aufbewahrt wird. Unter Wilhelm von Neuneck wurde Tuttlingen zusammen mit dem damals neu erbauten Honberg auf Befehl Graf Eberhards V., dem späteren Herzog Eberhard I. im Bart, zu einer Festungsstadt auf dem Stand der damaligen Technik ausgebaut. Davon gibt eine im Hauptstaatsarchiv Stuttgart erhaltene Urkunde Aufschluß (WR 13633).


1489(92?)-1495 Hans Kaspar von Bubenhofen

1489 wird Hans Kaspar von Bubenhofen erstmals als Obervogt über Tuttlingen genannt. 1491 nochmals sein Vorgänger Wilhelm von Neuneck.

Hans Kaspar von Bubenhofen war Sohn des Hans von Bubenhofen und der Ottilie von Bach zu Buchheim. Stammsitz der Familie war Burg Bubenhofen bei Binsdorf im Oberamt Sulz. Der Vater Hans von Bubenhofen war Landhofmeister (Stellvertreter des Grafen, einflußreichster und mächtigster Berater des Herrschers) bei Graf Eberhard und einer der fünf Räte, die während dessen Pilgerfahrt 1468 die Regierung bildeten.

Hans Kaspar, Herr von Gammertingen und Hettingen, genannt der "goldene Ritter" war 1478 als Student in Tübingen. Er heiratete Margarete, Tochter Heinrichs von Rechberg zu Weißenstein, nach deren Tod Agnes von Hewen. Wie er zu seinem Übernamen kam, schildert uns die Chronik der Grafen zu Zimmern: "So ist zu wissen, das der alt Hanns von Buebenhofen seinen zwaien sönen, herr Hanns Casparn, ritter, und Wolfen, geprüederen, jedem zwai schloß, herr Hanns Casparn Hettingen und Gammertingen; Wolfen aber Falkenstain und Geisingen, jedes mit seinen dörfern und zugehörungen, auch ander renten und gülten verlassen. Schalzburg das schloß haben sie baide gemainlichen ingehapt; darzu haben baide gebrüeder nach absterben ihres vatterns ob den zwelf tausendt guldin an golt also bar gefunden. Dieses alles sampt ainer großen farnus von hausrath und anderm ist inen alles ledig und unverkümert zugestanden. Die parschaft an gelt haben sie gleich getailt, darauf baide in die nechst Frankforter mess zogen, daselbst den mehrertail haben sie nachgens gleich verkrompt und ohne worden; mit dem überigen haben sie sich hinfüro gethon und in ain sollichs prachtlichs wesen und täglichs verthon gerathen, das sie letztlichen ire ligende und fahrende güetere angreifen und umb halb gelt verschwenden und hingeben haben müesen. Herr Hanns Caspar ist nur der guldin ritter genennt worden. Er hat zwai eheweiber gehapt, die erst war [Margaretha von Rechberg], die ander war ain freiin von Hewen, Agnes. Als er mit der letzten hochzeit, wardt die zu Rotweil mit aim großen pracht und triumph gehalten; es warde von den herrn und vom adel gerennt und gestochen" (d.h. es wurden Turnierspiele abgehalten).

1486 erwarb er den Kirchensatz von Dürrenwaldstetten, der ihm 24 Malter Vogtrecht einbrachte. Zwischen 1489 und 1495 wird er öfters als "Ritter" genannt. Der ritterschaftliche Adel ging engere Bindungen an den Landesherrn ein als die Angehörigen der Grafenhäuser. Die Ritter verpflichteten sich vertraglich zu einem grundsätzlichen Abhängigkeitsverhältnis als "Diener" und als militärische Helfer. In der Regel wurden sie mit einem oder mehreren Pferden bestellt. 1491 war von Bubenhofen Hofmarschall, von 1493-1495 ist er als Obervogt in Tuttlingen genannt . Wie auch sein Vorgänger war er Hauptmann des Teils am Neckar und Schwarzwald der Gesellschaft mit St. Georgensschild.

Nachdem er vom Amt Tuttlingen gekommen war, nahm er 1495 am Reichstag in Worms teil, 1497 am Reichstag in Lindau. Hans Kaspar von Bubenhofen war Marschall und Hofmeister des Grafen Ulrich (so wurde Herzog Ulrich bis zu seinem Regierungsantritt genannt). Er war verantwortlich für die Erziehung Ulrichs, fiel aber dann später beim Herzog in Ungnade. Er war mit 6 gerüsteten Pferden und mit aller Notdurft am Hofe versehen. 1502 war von Bubenhofen besoldeter Bundeshauptmann des schwäbischen Bundes in der Fürstenklasse, 1506-1509 wurde er auf Betreiben Ulrichs Statthalter in Mömpelgart (Montbeliard in der Franche-Comté):

"Gleich baldt darnach schickt in herzog Ulrich von Würtemberg gen Montpelliart, daselbst er in zu eim landtvogt oder gubernator geordnet. Da enthielt er sich mit seiner gemahl, der von Hewen, etlich jar. Vil vermainten, der herzog het im zu sondern gnaden die landtvogtei über die graffschaft Montpelliart ingeben, es hat aber gar ain andere mainung, ime war der herzog so gehaß, jedoch haimlich, das er ine also verborgenlich sub specie honoris vom hof ablegierte; dann, als herzog Ulrich noch ganz jung, war herr Hans Caspar landthofmaister im landt zu Würtemberg, der erzog den herzogen in seiner jugendt. Uf ain zeit soll er über den herzogen erzürnt sein und in einer ungedult gesagt haben: Du hast die Würtemberger art, wurst auch keinnutz werden und nimmer guts thuon, zugleich wie deine vorfarn. Dieser reden hat ime der herzog hernach nie vergessen wellen. Ob er aber war gesagt, oder nit, das haben die hernachvolgende zeiten genugsamlichen zu erkennen geben."

Nach seiner Rückkehr aus Mömpelgart war er Gesandter bei den Eidgenossen. Nach Ulrichs Vertreibung findet sich Hans Kaspar von Bubenhofen im Rottweiler Dienst und war als Hauptmann der Rottweiler Truppen am Angriff Rottweils auf Tuttlingen 1519 beteiligt. 1521 wurde er in Urach ins Gefängnis geworfen, wegen seiner vielen Schulden und mancher in Württemberg verübter Ungebühr, lebte danach in Armut in Rottenburg, wenn auch Herzog Ulrich ihm aus Gnaden ein Mönchspfrüdlein verschaffte, damit er nicht in äußerster Armut leben mußte. "Ist ain groß exempel mentschlichs glücks und unfalls und das ein jeder in seiner haushaltung wol für sich sehen sollte, damit der nit zu zeitlichem verderben sich verursachte." Er wurde in der Pfarrkirche von Geislingen beigesetzt


1495-1498 Jörg von Werenwag

Jörg (Georg) von Werenwag, war eines der 5 Kinder Conrads III. von Werenwag, der um 1470 in Ottobeuren starb. Er erhielt auf Betreiben seines Onkels Marquart I. von der Erzherzogin Mechthild, der Mutter Herzog Eberhards im Bart, von Österreich am 23. November 1464 das ihr überlassene österreichische Lehen zu Reichenbach zurück. Am 12. Januar 1497 belehnte ihn der österreichische König Maximilian mit einem Haus in Nusplingen, 4 Mannsmahd im Brühl in Bärental, 3 Pfund Vorzins aus der Mühle in Reichenbach und vier öden Gütern daselbst. Erwerbungen in Munderkingen, Biberach und Reutlingen folgten. Jörg gab am 14. Oktober 1497 verschiedene Zehnte in Nusplingen und Unterdigisheim, das Patronat der Pfarrei und Frühmesnerei in Nusplingen und zwei Kaplaneien in Obernheim an das Kloster Beuron ab. Jörgs Gattin Margarethe von Urbach brachte als Heiratsgut den Burgstall Pfannenstiel mit, der samt der Gemarkung Eck und allem Zubehör auch an das Kloster verkauft wurde. Jörg war 1472 Vogt auf der Waldburg, 1491 wurde er von Andreas von Sonnenberg zum Schloßvogt auf Wildenstein bestellt. Jörg von Werenwag hatte eine ausgesuchte Militärkarriere: Ab 1479 wurde Jörg von Graf Eberhard dem Älteren mehrfach als Diener mit 4 Pferden zum Krieg bestellt, 1490 wurde er vom Grafen aufgefordert, ins Feld zu ziehen, es kam aber nicht zum Kampf. Auch 1492, als Jörg mit 5 Pferden gegen Herzog Albrecht von Bayern aufs Lechfeld zog, gab es einen Vergleich. Im Jahre 1496 und noch 1498 war Jörg württembergischer Rat und von 1495 bis 1498 Obervogt in Tuttlingen. Er erfreute sich hohen Ansehens im Lande und war ein gesuchter Schiedsrichter. Seine Ehe blieb kinderlos, er sicherte sich mit seiner Frau im Jahre 1500 gute Pflege durch den Kauf eines Leibgedings vom Kloster Bebenhausen, in dem sein Vetter Conrad von Lustnau Abt war. Auch die Klöster Zweifalten Ottobeuren und Beuron trugen ihn in das Verzeichnis der Wohltäter ein. In der Abtskapelle des Klosters Bebenhausen fanden sie ihre letzte Ruhe."Anno domini 1509 1. Martii obiit der edl vest Georg de Werenwag und im nechsten Jahr darvor uff den 7. Mai starb sein ehelich Gemahl, Frau Margreth, geborne de Urbach, denen Gott gnedig und barmherzig seye. Amen"


1499-1504 Wilhelm von Grafeneck

Sohn von Eberhard von Grafeneck, wird 1486 in "Magelsheim" (Magolsheim im Elsaß) genannt. Er wurde am 14. November 1497 Diener von Hause aus und mit 3 Pferden bestallt. Von Valentini 1499 bis Mittwoch vor Palmarum 1504 war er Obervogt in Tuttlingen, anschließend trat er sein Amt als Obervogt in Balingen an.


1504-1514(19/31?) Hans I. von Karpfen, genannt "Wirtenberger"

Hans I. von Karpfen war als natürlicher Sohn des Grafen Eberhard im Bart der "prominenteste" Tuttlinger Obervogt. Illegitime Kinder waren in jener Zeit und in jenen fürstlichen Kreisen nichts besonderes. Diese "Kinder der Liebe" – Eberhard hatte zwei solcher Söhne oder wenigstens sie sind bekannt – wurden 1484 vom Kaiser legitimiert und die Frage, wer wohl die Mutter gewesen war, soll auch heute noch den einen oder anderen Landeshistoriker interessieren.

Dieser Hans I. von Karpfen wurde nach einigen Jahren am Hofe 1491 mit Schloß und Herrschaft Karpfen belehnt und begründete die jüngere Linie derer von Karpfen, die keinerlei verwandtschaftlichen Beziehungen zu der im 13. Jahrhundert ausgestorbenen älteren Linie hatte. Sein Wappen entsprach dem württembergischen Wappen, war jedoch mit einem "Bastardbalken" versehen. Er erweiterte die Herrschaft 1495 durch den Erwerb der Erblehensgerechtigkeit in Rietheim. Die jüngere Linie brachte eine ganze Reihe hoher Verwaltungsbeamter hervor, die als Obervögte, Militärs und hohe Beamte dem Land und ihrem Herzog dienten.

Hans I., der mit Margaretha Anna Schäffin von Ehingen und Neuneck verheiratet war, wurde 1494 Obervogt von Balingen und blieb es für 10 Jahre, bevor er 1504 die Obervogtei über Tuttlingen übernahm. Er blieb Obervogt in Tuttlingen bis mindestens 1514, manche Quellen sprechen sogar von einer Obervogtei über Tuttlingen bis 1531. Eventuell hatte er eine Art "Anwartschaft" auf den Posten während der österreichischen Zeit. 1506 war er Hofgerichtsbeisitzer, 1519 war er mit dem Stuttgarter Bürgermeister Hans Stickel und dem Rentmeister Philipp Saiblin (aus Spaichingen) im Auftrag Herzog Ulrichs in der Schweiz. Er vollendete seine Karriere als Edler Rat im Oberen Rat (Regierungsrat), wofür er dann noch Gnadengeld ab 1562 bis zu seinem Tod 1564 bezog.


1514-19 Hans von Ow zu Hürlingen

Die Herren von Ow aus Obernau bei Rottenburg hatten verschiedene Lehen in der Gegend von Tuttlingen. Hans von Ow wird in den Jahren 1514, 1518 und 1519 als Obervogt über Tuttlingen genannt. Er starb 1528. Er wohnte auf dem Honberg, seine Bezüge bestanden aus 150 fl, Behausung, Beholzung, Fischerei und Futter für 4 Pferde und 2 Kühe. Er hatte im Jahr 1514 einen schweren Stand gegen einen Teil der Tuttlinger Bürger, die einen Aufruhr wegen der Huldigung nach dem von Herzog Ulrich mit der Landschaft vereinbarten Tübinger Vertrags verursachten. Nur mit der Hilfe des Hauptmanns und Burgvogts von Hohentübingen, Rudolf von Ehingen, gelang es ihm unter Einsatz ihres Lebens die Aufständischen dazu zu bewegen, den Marktplatz und das von ihnen besetzte untere Tor zu räumen und endlich zur Anerkennung des Vertrags zu gewinnen.


1520-1534 Wolf Dietrich von Honburg

Nach der Vertreibung Herzog Ulrichs stand Württemberg 15 Jahre unter habsburgischer Verwaltung, zunächst unter Kaiser Karl V., ab 1520 dann unter Erzherzog Ferdinand, seinem Bruder. Als Regierung wurde ein Statthalter eingesetzt, der zusammen mit den "Regenten" das Land führte. Für Österreich war Württemberg, und hier vor allem die südlichen Ämter, besonders Tuttlingen, besonders wertvoll, weil es eine Brücke bildete zwischen den vorderösterreichischen Gebieten am Oberrhein und im Schwarzwald und den Gebieten der oberschwäbischen Reichsklöster. Als Obervogt über Stadt und Amt Tuttlingen wurde Wolf Dietrich von Homburg (oder Honburg) eingesetzt, der sich schon im Jahr davor als Verteidinger Tuttlingens gegen die Angriffe Rottweils hervorgetan hatte.

Unter seiner Obervogtei entwickelte sich die Stadt zu einem wesentlichen habsburgischen Stützpunkt, die militärische Bedeutung ließ von Honburg auch dadurch hervorheben, daß er in der "vorderen großen Stube der Ratsbehausung" einen Zyklus von Glasgemälden anbringen ließ, die die Rolle und Bedeutung Tuttlingens als Festung und Stadt weit über das Land hinaus vor Augen führen sollten. Unter der Führung Ritter Dietrich Späts (einem erbitterten Feind Ulrichs) war Wolf Dietrich von Honburg in einem von Österreich organisierten Geheimdienst tätig, dessen Aufgabe war, die Bewegungen im Umfeld des Herzog Ulrich gehörenden Hohentwiel zu beobachten.

Er soll einen ausschweifenden Lebenswandel geführt haben und öfters "megte gezweifelt haben, ob er verheirat wer", wie die Zimmersche Chronik zu berichten weiß: "Hanns Jacob von Landow sagt vom Wolf Dieterich von Honburg, das sich der also zu Insprugk gehalten, und als er bei ainer an einer wandt an der that ergriffen, darum ermanet, het er überlaut geschrieen: O Martha, Martha (also hieß sein hausfraw), wie hab ich dein so schantlich vergessen!"


1534-1536 Ritter Georg von Höwen, Freiherr zu Hochenentringen, Herr zu Hohenkreuz

Nach der Wiedereinsetzung Herzog Ulrichs wurde Jörg von Hewen zum Obervogt über Tuttlingen bestellt. 1498 wurde er noch als minor (minderjährig) bezeichnet. Erste Bekanntheit erzielte er, als er 1519 das Schloß Hohentübingen gegen den schwäbischen Bund verteidigte. Er war als Obervogt und Burgvogt auf Honberg mit 6 gerüsteten Pferden, 3 Wächtern und 3 Torwarten versehen worden. 1536 wurden ihm 4 Wächter zugestanden, 1538 wurde er mit 5 Pferden am Hof neu bestallt, auch 1539/40 wird er am Hof in Stuttgart genannt. Am 1. Dezember 1522 hatte er Elisabeth Gräfin von Hohenlohe (nach 1495-1540) geheiratet, er fiel in Ungarn 1542, etwa ein halbes Jahr nach Peter und Paul, als Hauptmann eines württembergischen Fähnleins im Kriege gegen die Türken.


1536-1541 Hans am Gstad zu Möhringen

Vom nächsten Obervogt ist nicht viel bekannt, der Möhringer Ortsherr Hans am Gstad wurde als Obervogt mit 4 Pferden angenommen. Das Dienerbuch nennt einen Hans am Stad (vom Gestad) zu Schaffhausen mit 3 Pferden am Stuttgarter Hof in der Zeit zwischen 1501 und 1504, bei dem es sich eventuell um den Vater des Tuttlinger Obervogtes handeln könnte.

Das Tuttlinger Namenbuch erwähnt für das Jahr 1541 unter Berufung auf das Stadtbuch von 1651 einen Hans von Geßer als Obervogt in Tuttlingen. Da dieser in keinem Dienerbuch erwähnt wird, könnte es hier eventuell um einen Schreib- oder Lesefehler für Hans am Gstad handeln.


1541-1546 Hans Sebastian Ifflinger zu Granegg

Auch für Sebastian Ifflinger von Granegg sieht die Quellenlage eher düster aus. Er war seit 1513 Satzbürger in Rottweil und war 1530 in Villingen wohnhaft. Er wurde 1541 zum Obervogt für Tuttlingen bestellt und nach seiner Tuttlinger Dienstzeit zum Diener am Hof beordert, wo er dann aber 1551 des Dienstes entlassen wurde. 1549 und 1555 wird er als Obervogt von Haigerloch genannt. Unter seiner Obervogtei entstand mit der Enzbergischen Forstgrenzkarte die erste bildliche Darstellung der Stadt. Trotz der durch Herzog Christoph ab 1535 in Tuttlingen eingeführten eingeführten Reformation blieb Hans Sebastian Ifflinger katholisch.


1546-1557 Pangratz von Stoffeln zu Eigeltingen

Pankratz von Stoffeln war Diener am Stuttgarter Hof, bevor er mit 4 Pferden, 2 Torwarten und 4 Wächtern als Tuttlinger Obervogt bestellt wurde. Auch nach seiner Dienstzeit findet man ihn wieder am Stuttgarter Hof, so von Georgii 1558 bis 1569. Er erwarb 1540 die Ortsherrschaft über Eigeltingen und ließ in den Jahren ab 1543 das dortige Schloß erbauen.


1557-1562 Hans II. zu Karpfen und Rietheim

Hans der Jüngere von Karpfen, Sohn Hans I. von Karpfens und seiner Gemahlin Anna, "Ritter von Karpfen und Herr zu Rietheim", wurde 1501 geboren und hatte in Tübingen studiert. Er wird ab 1540 am Stuttgarter Hof genannt, zunächst als Diener von Hause aus mit 2 Pferden, später wurde er dem Adel am Hof zugerechnet. 1553 wurde er zum Obervogt in Balingen bestimmt, welches Amt er bis 1557 ausübte. In diesem Jahr wurde er Obervogt von Tuttlingen, gleichzeitig blieb er Edler Rat im Oberen Rat (Regierungsrat). Nachdem er das Tuttlinger Amt verlassen hatte, wurde er Obervogt in Rosenfeld, im selben Jahr wird ein Hans von Karpfen zum ersten Mal als Hofrichter genannt. Hans der Jüngere war verheiratet mit Elisabeth Rau von Winnenden. Er baute das Schloß in Rietheim wieder neu auf und verbesserte die Burg Hohenkarpfen. Durch den Kauf einer Behausung in der Stadt Tuttlingen, die er sich als Altersruhesitz gedacht hatte, erregte er den Ärger des Landesherrn, Herzog Christoph, der dem Amtsnachfolger dringend riet, den Hauskauf rückgängig zu machen, da dieser der Landesordnung widersprach und ohne herzogliche Bewilligung geschehen war. Nur nach eindringlichem Bitten seitens der Hauskäufer konnte der Herzog schließlich bewogen werden, den Kauf als rechts zu betrachten, unter der Voraussetzung, daß Hans von Karpfen und der Miteigentümer des strittigen Anwesens, Georg von Füllach, dem Keller "vonn den erkhaufften hofstath und behaussung die ordenlichen gebührennden Beschwerden erstatten". Als Hans 1564 starb, hinterließ er seine Gattin (+1568) und 12 Kinder. Er wurde in der Kirche von Hausen o. V. beigesetzt, wo sein Grabmal noch bis 1808 zu sehen gewesen sein soll. Ein Fragment eines Epitaphs an der Sakristeiwand wird als Rest seines Grabmals gedeutet.


1562-1570 Balthasar von Karpfen

Balthasar von Karpfen folgte seinem Vetter Hans als Tuttlinger Obervogt nach. Balthasar war Sohn des Eberhard von Karpfen. Er hatte 1539 die Schule in Stuttgart besucht, studierte von 1546-1548 an der Universität Tübingen. Er nahm danach Dienst bei burgundischen Herren zur Erlernung der französischen Sprache, tat auch Dienst am Hofe des Bischofs von Augsburg zu Dillingen, den er auch auf seiner Romreise begeleitete. Vom 3. April 1561 bis Michaeli 1562 war er Rat von Haus aus am Stuttgarter Hof, von Michaeli 1562 bis Michaeli 1570 Obervogt in Tuttlingen. Gleichzeitig bekleidete er das Amt des Hofgerichtsassessors in Tübingen. Verheiratet war er mit Elisabeth von Degenfeld (+1570), der Tochter des Göppinger Obervogtes Martin von Degenfeld und der Ursula von Plieningen. Er scheint sich nach deren Tod nochmals verheiratet zu haben, denn seine Witwe wird noch 1601/02 genannt. Nach seiner Tuttlinger Zeit wurde er Oberrat und Kammermeister und blieb bis zu seinem Tode am 6. August 1585 Rat von Haus aus mit 4 Pferden und Hofgerichtsassessor in Tübingen. Als Rat, Hofgerichtsassessor und Diener von Haus aus erhielt er 200 fl Besoldung, ab 1573 noch zusätzliche 50 fl aus der Kasse des Kammersekretärs.


1570-1576 Hans Heinrich von Altendorf

Über den Nachfolger Balthasars von Karpfen, Hans Heinrich von Altendorf läßt sich aus den Dienerbüchern und sonstigen Unterlagen nichts vieles herausfinden. Er war 1558 und 1563 als Vogt zu Althewen genannt, bevor er 1570 zum Tuttlinger Obervogt bestellt wurde.


1576-1578 Wolfgang von Erlach

Aus dem Kanton Bern gebürtig, war er wiederholt in auswärtigen Kriegsdiensten, bevor er als Obervogt für Stadt und Amt Tuttlingen bestellt wurde. Noch bis Martini 1576 war er Obrist in württembergischen Diensten. Nach seiner Tuttlinger Zeit war er Obervogt in Waiblingen (1578-1584), danach wird er noch mehrfach als Rat (1585-1587) und kaiserlicher und württembergischer Hauptmann genannt. Er erhielt auf Georgii 1585 hinterstelligen Sold, "weil er noch im Cölnischen Krieg gewesen". Wolfgang von Erlach starb 1607 als Würzburgischer Kriegsrat, Oberst und Oberamtmann zu Mörstadt und Neustadt am Rhein.


1578-1593(1606?) Georg von Ulm zu Wellenberg

Georg von Ulm war bis zu seiner Berufung als Obervogt am Hofe in Stuttgart tätig, so als Vasall und Dreirösser (1574), bis er dann 1575 zum Untermarschall (Hofmarschall) befördert wurde und dieses bis zu seinem Amtsantritt in Tuttlingen blieb. 1589 floh er wegen einer Pestepidemie aus der Stadt und blieb eine Zeitlang in Schwenningen.


1606-1619 Hans Walther Scher von Schwarzenburg zu Oberhausen

Eberhard von Karpfens Nachfolger hinterließ trotz seiner längeren Amstzeit wenig Spuren in den württembergischen Archiven. Über ihn ist nur bekannt, daß seine Brüder Hans Christoph (+1613/14) und Samson (+1613) Obristleutnante waren. 1608 wurde unter seiner Obervogtei das Geläut der Tuttlinger Stadtkirche um zwei große Glocken erweitert und alte Glocken aus der Martinskirche in die Stadt transportiert. Scher von Schwarzenberg ließ sich auf der Inschrift der beiden großen Glocken verewigen.


1619-1628/29 Peter von Karpfen zu Rietheim

Mit Peter von Karpfen tritt wiederum ein Mitglied der Karpfendynastie das Amt als Tuttlinger Obervogt an. Er wurde zuvor von Martini 1596-Georgii 1597 am Hof ohne Titel genannt, war im Jahr darauf als Zweirösser am Hofe, bevor er 1599 Truchseß wurde. Ab 1608 war er Dreirösser am Hof, danach Vizejägermeister, ein Amt, das er noch 1619 ausübte.


1628-1633 Wilhelm von Berckheim

Ein Wilhelm von Berckhen wird von Trium Regum (Dreikönig) 1614 bis 1617 als Vasall am Stuttgarter Hof genannt. 1628 trat er sein Amt in Tuttlingen an, er war mit 3 gerüsteten Pferden gut ausgestattet.

Wilhelm von Berckheim war der letzte Obervogt, der auf Honberg residierte, er verlegte wegen der zunehmenden Unsicherheit seinen Wohnsitz in die Stadt,nicht zuletzt auch deshalb, weil zu Ende seiner Amtszeit, am 8. März 1633, im Zuge einer Rückeroberung des von österreichischen Truppen besetzten Tuttlingen durch die Württemberger die Festung Honberg in Brand gesteckt und verwüstet wurde. Nach seiner Tuttlinger Zeit wurde er Oberamtmann in Oberkirch.

Kindler von Knobloch nennt einen Wolf Wilhelm von Bergheim, der vermutlich identisch mit dem Tuttlinger Obervogt ist. Er wurde geboren nach 1585 und war als "Gouverneur des jüngeren württembergischen Prinzen" zu Mömpelgart tätig. 1643 wurde er württembergischer Oberamtmann zu Reichenweier und Horburg (im Elsaß), er starb in Reichenweier am 19./29. Febr. 1665. Wolf Wilhelm von Bergheim war verheiratet 1613 mit Barbara von Remdingen, Tochter Martins von Remdingen und der Appolonia von Andlau.


1633-1634 Hans Joachim von Rochau

Hans Joachim von Rochau war nur kurze Zeit als Obervogt in Tuttlingen tätig, er wurde am 8. März 1634 zum Kommandanten auf Hohentwiel bestellt. Ende Juli wurde ihm Major Konrad Widerholt beigegeben, der nach der Schlacht von Nördlingen zum wirklichen Kommandanten auf Hohentwiel bestellt wurde. 1633/34 war die Obervogteistelle ¾ Jahre vakant, die Besoldung an Geld, Früchten und Wein wurde dem Amtskeller Müller als Entschädigung angewiesen.


1635-1648 Schlickische Zeit - Johann Werner von Themar

Als Folge der verlorenen Schlacht bei Nördlingen fiel Württemberg Österreich zu, Tuttlingen wurde durch kaiserliche Großzügigkeit dem Hofkriegsratspräsidenten Heinrich von Schlick geschenkt. Schlick setzte Johann Werner von Themar als Obervogt in seinen Besitztümern Tuttlingen, Balingen und Rosenfeld ein. Werner von Themar hatte seinen Sitz in Balingen.

In Tuttlingen war Johann Jakob Krimmel als Vogt für den Grafen Schlick tätig, Krimmel war auch noch 1649 mit seiner ganzen Familie im Amtshaus wohnhaft. Er wurde 1649 Vogt in Balingen, 1668 wird er wieder als in Tuttlingen im oberen Kehlhof (Jägerhof) wohnhaft genannt.

Nach Ende des dreissigjährigen Krieges kam Tuttlingen an Württemberg zurück. Durch den Verlust sämtlicher Befestigungsanlagen um die Stadt verlor Tuttlingen seine wichtige militärstrategische Rolle. Daher war eine Zusammenlegung der ehemals selbständigen Obervogteien Tuttlingen, Balingen, Ebingen und Rosenfeld, den ehemaligen schlickischen Gütern, zu einer gemeinsamen Obervogtei unumgänglich.


1649-1675 Karl Philibert Ferrara Fiesco von Candel

Der ehemalige Obervogt von Nagold (1639-1643) und von Nagold und Altensteig (1643-1649)
wurde 1649 Obervogt über Stadt und Amt Tuttlingen. Fiesco von Candel, ein Italiener, war dann auch der erste gemeinsame Obervogt über die südlichen Ämter Württembergs. Die Spitalbuch-Erneuerung aus dem Jahre 1658 nennt die vollen Titel des "hoch-und wohlgeborenen Graven und Herrn, Herrn Carol Philiberten, Grauen von Kandel, Freyherrns zue Rubion und Lotzo, deß hayligen Grabs zue Jerusalem und St. Mozitii, beder orthen Ritters, hochgedacht Ihro fürstl. Drht Raths-und Obervogts der Stätt undt Ämpter Bahlingen, Duttlingen, Rosenveldt und Ebingen" (Karl Philibert Graf von Candel, Freiherr zu Rubion und Lozo, Ritter des heiligen Grabes zu Jerusalem und Mauritius). Seine Tochter war verheiratet mit Oberrat Nikolaus Ernst von Natzmer aus Pommern. Fiesco von Candel wohnte in Balingen und starb dort 1675, er wurde in der dortigen Kirche beigesetzt.


1675-1697 Georg Ehrenreich von Closen zu Heidenburg

Freiherr Georg Ehrenreich von Closen zu Heidenburg aus bayerischem Adel war von Jakobi 1656 bis Georgi 1658 Kammerjunker in Stuttgart, zog dann wieder nach Bayern und wurde am 1. Advent 1675 Obervogt über die südlichen Ämter zu Balingen, ein Amt, das er bis zu seinem Tod am 16. Dezember 1697 ausübte.

Er war Hofgerichtsassessor zu Tübingen, Rat, Kammerherr und Obristleutnant und wurde 1679 Hofgerichtspräsident an Stelle des Barons von Chronegg.


1698-1704 Johann Heinrich von Freudenberg

Der 1641 geborene Johann Heinrich von Freudenberg war zunächst Generalwachtmeister und Obrister über ein Regiment zu Pferd, bevor er per Dekret vom 20. Juni 1698 ab Georgii des Jahres Obervogt über die vier Ämter wurde. Er starb am 17. April 1704 in Stuttgart


1705-14 Johann Eberhard von Gemmingen

Johann Eberhard von Gemmingen war Kammerjunker am Hofe, bevor er durch Dekret vom 18. Aug. 1704 ab dem 18. April 1705 zum Obervogt von Balingen, Ebingen, Rosenfeld und Tuttlingen ernannt wurde. Er war später auch Oberschenk und starb als Oberhofmeister am 16. Aug. 1741. Er wurde in der Pfarrkirche Kirchheim/Teck beigesetzt.


1713-1732 David Nathanael von Sittmann

Für den aus einem niederländischen Adelsgeschlecht stammende David Nathaniel von Sittmann scheint das Jahr 1713 einen wesentlichen Karrieresprung bedeutet zu haben. Er wurde nicht nur (an Lichtmeß, 2. Februar) zum Kammerjunker und Geheimen Rat ernannt, am 25. Dezember trat er auch noch das Amt des Obervogts von Balingen, Rosenfeld, Ebingen, Tuttlingen an, welches er dann bis Georgii 1732 ausübte. Er war verheiratet mit Eleonore von Gräfenitz, der Schwester des Premierministers.


1732-1748 Heinrich Günther Reinhard Röder Freiherr von Schwende

Freiherr Heinrich Günther Reinhard von Röder aus dem Hause Dörnfeld (ein Thüringer Geschlecht, ab 1730 in Württemberg niedergelassen) wurde am 5. März 1697 in Gutenberg bei Halle an der Saale geboren. Röder wohnte bis 1751 in Stuttgart und Göppingen. Er ging seinen Pflichten am württembergischen Herzogshofe nach, wo er gleich mehrere hohe Ämter innehatte.

1716 war er Kammerpage in Stuttgart, im gleichen Jahr wurde er Hofjunker. Am 21 November 1733 wurde er zum Erb-Oberstallmeister ernannt und lieferte im gleichen Jahr den ehemaligen Premierminister Grävenitz auf dem Hohentwiel ein. 1737 verhaftete er in Stuttgart den jüdischen Hoffaktor Süß (genannt "Jud Süß"). 1737/38 wurde er Oberburggraf.

Zwischen 1740 und 1749 erwarb Röder, von Württemberg aus, verschiedene Güter in Thüringen. Dazu gehörte das Gut Geschwenda (1740), das Gut Liebenstein im Sachsen – Gothaischen (1746) und ein Teil des Gutes Molsdorf (1748-49). Zwischen 1747 und 1751 ließ Röder das Herrenhaus in Liebenstein, eine alte Wasserburg zu einem Lustschloss im Rokokostil umbauen.

Nachdem Röder 1751 in Ungnaden mit dem Vorwurf der Korruption aus Stuttgart entlassen wurde, verbrachte er seine letzten Lebensjahre auf seinem Schloss in Molsdorf, wo er am 13. August 1756 verstarb.


1751-1755 Karl Gustav Friedrich von Üxküll

Der herzoglich württembergische geheime Rat Karl Gustav Friedrich von Üxküll wurde am 25. März 1751 Obervogt über die südlichen Ämter und blieb es bis zur Aufhebung der Obervogteien. Im gleichen Jahr wurde er auch zum Reiseoberstallmeister, Obristleutnant und Kammerherr berufen.

Nach der Aufhebung der Obervogteien 1755 war von Üxküll zunächst Oberstallmeister (Obersthofmarschall) in Stuttgart, bervor er am 19. Juli 1767 zum Gouverneur in Mömpelgart ernannt wurde. 1790 wurde von Üxküll mit der Reichsgrafenwürde ausgezeichnet.


Anmerkungen:

Schmids Landbeschreibung nennt für 1509 einen Obervogt Jacob von Scherzingen, der jedoch in keinem Dienerbuch belegt ist. Dieser Jacob von Scherzingen stiftete ein Gut bei Talheim an die Kaplanei Unserer lieben Frauen in die Tuttlinger Pfarrkirche. Er könnte zeitweilig die Vertretung Hans I. von Karpfen übernommen haben.

Auch der von Schmid für 1552 erwähnte Ritter Johann Jacob von Landau ist in keinem der Dienerbücher oder sonstigen Quellen genannt. Auch er kann für kurze Zeit die Obervogtei innegehabt haben.

In der heimatgeschichtlichen Literatur taucht jedoch immer wieder der Name des 1601 gestorbenen Eberhards von Karpfen als Obervogt in Tuttlingen auf. Aber weder die württembergischen Dienerbücher noch andere von mir bearbeitete Quellen erwähnen Eberhard von Karpfen als Obervogt über Stadt und Amt Tuttlingen. In Schmids Landbeschreibung wurde er von späterer Hand eingetragen. Sein Grabstein in der Kirche in Hausen o.V. nennt zwar als seinen Wohnort Tuttlingen, bringt aber keinen Hinweis auf irgendein in dieser Stadt ausgeübtes Amt. Somit muß Eberhard von Karpfen wohl aus der Liste der Tuttlinger Obervögte gestrichen werden.



Literatur

Otto von Alberti: Württembergisches Adels- und Wappenbuch. Stuttgart 1889-1916.
Otto Benzing: Quellen zur Schwenninger Geschichte von 890 bis 1600. Schwenningen, 1983.
Walter Bernhard: Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg und ihre Beamten 1520-1629. Stuttgart 1972.
Max Duncker: Die Herren von Bubenhofen, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte, Band 1, 335-369 (1937).
J. Forderer: Tuttlingen im Wandel der Zeiten. Reutlingen 1949.
Kurt Hannemann: Tuttlingens Mittelalter im Spiegel einer Handschrift der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Tuttlinger Heimatblätter 1967
Paul Herrmann (Hrsg.): Zimmerische Chronik, Meersburg 1932.
Heidrun Hofacker: Kanzlei und Regiment in Württemberg im späten Mittelalter. Dissertation Tübingen 1989.
Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch. Heidelberg 1898-1919.
Königliches Haus- und Staatsarchiv: Württembergische Regesten von 1301 bis 1500. Stuttgart 1916-1940.
Hans-Martin Maurer: Die landesherrliche Burg in Wirtemberg im 15. und 16. Jahrhundert : Studien zu den landesherrlich-eigenen Burgen, Schlössern und Festungen. Stuttgart 1958.
Walther Pfeilsticker: Neues württembergisches Dienerbuch. Stuttgart 1957-1974.
Fritz Schray: Die Herrschaft Werenwag. Tuttlinger Heimatblätter 1979.
Alfons Semler: Die Tagebücher des Johann Heinrich von Pflummern 1633-1643, Beiheft zur Zeitschrift zur Geschichte des Oberrheins Band 98, Karlsruhe 1950.
Johann Jakob Schmid: Württembergische Landsbeschreibung. Cod. hist. fol. 757 der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart.
Hermann Streng: Tuttlinger Namensbuch. Tuttlinger Heimatblätter 1972.

Welcher dieser Obervögte aber nun das historische Vorbild für das sagenhafte Kischtämännle war, das überlasse ich jedem Leser herauszufinden. Soviel ist sicher: Mein Favorit steht fest!

Leicht geänderte Version von: Rainer Knörle: Die württembergischen Obervögte in Tuttlingen, Tuttlinger Heimatblätter 68, 104-124 (2005).